
Roger Federer, Andres Ambühl und Manuel Akanji – drei enttäuschte Gesichter nach einer schmerzlichen Niederlage.Bild: keystone / watson
User Unser
Die Schweiz hat an der Eishockey-WM zum vierten Mal den Final verloren. Die Tränen sind noch nicht ganz getrocknet, die Enttäuschung bleibt. Wie bei diesen Niederlagen, die auf unserer Redaktion noch immer nachwirken. Und welche Niederlage schmerzt dich immer noch?
Federer im Wimbledon-Final 2019
Bei der schmerzhaftesten Niederlage aller Zeiten gibt es keine zwei Meinungen: Das ist der verlorene Wimbledon-Final von Roger Federer gegen Novak Djokovic. Der «Maestro» zeigte mit fast 38 Jahren beim 6:7, 6:1, 6:7, 6:4, 12:13 noch einmal sein ganzes Können und war eigentlich der klar bessere Spieler. Zwei Matchbälle hatte Federer im 5. Satz beim Stand von 8:7 und 40:15 bei eigenem Aufschlag, doch dann spielte ihm die Nervosität einen Streich. Den ersten Matchball vergab er wegen unsauberer Beinarbeit, den zweiten nach einem überstürzten und halbherzigen Netzangriff. Im Match-Tiebreak flatterten bei Federer dann erneut die Nerven, während Djokovic wie schon in den ersten beiden Tiebreaks absolut fehlerlos blieb. Für mich brach nach dieser Niederlage eine kleine Welt zusammen. Nie davor und nie danach war ich nach einer Niederlage, die auf mein Leben eigentlich keinen Einfluss hat, so am Boden zerstört.
Philipp Reich
Diese Niederlage von Roger Federer schmerzt wohl nicht nur Philipp Reich nach wie vor.Video: YouTube/Wimbledon Achtelfinal-Aus an der WM 2006
Ich war 13 und es war schlimm: die Penalty-Schlappe 2006 gegen die Ukraine. Mit einer Freundin durfte ich – Nati-Fangirl der ersten Stunde, mit Wicky-Poster über dem Bett – das Spiel auf einem Screen im Wankdorf-Stadion schauen gehen. Ich glaube, mich zu erinnern, dass wirklich Tränen geflossen sind, und mein Schulalltag war eine ganze Woche lang betrübt.
Lara Knuchel
Viertelfinal-Aus an der EM 2024
Was war das für eine grandiose EM! Nach der Corona-Veranstaltung 2021 und der Wüsten-WM in Katar, erlebten wir im Sommer 2024 endlich wieder ein richtiges Fussballfest.
Die Schweizer Nati spielte fantastisch. Die Deutschen an den Rand der Niederlage gebracht, Ungarn weggefräst und den Italienern in die Minestrone gespuckt. Es schien, als sei alles möglich. Unser Sommermärchen lag in der Luft.
Doch dann kamen die Engländer. Nur dank eines Last-Minute-Tors qualifizierten sie sich überhaupt für den Viertelfinal. Wir hatten sie im Griff, führten 1:0 und schnupperten am Halbfinal. Ans Penaltyschiessen erinnere ich mich kaum noch.
Dafür an die 117. Minute. Shaqiri nimmt Anlauf bei der Ecke, zirkelt die Kugel auf den ersten Pfosten. Päng. Das Leder knallt ans Lattenkreuz.
Die Reaktion des England-Keepers Pickford macht mich noch heute rasend. Lächelnd zeigte er Shaqiri einen nach oben gestreckten Daumen. Ganz nach dem Motto: «Den hätte ich imfall gehalten.»
Nichts da. Pickford wäre zu spät gekommen. Das zeigen die Wiederholungen eindeutig. Es fehlten nur Centimeter und wir hätten das genialste EM-Tor überhaupt bejubeln können. So, so schade.
Corsin Manser
Es wäre das genialste EM-Tor der Geschichte gewesen.Video: SRF
Verpasster Vierfachsieg an der Ski-WM 1989
In einer Zeit, in der die Schweizer Ski-Stars praktisch alles abräumen, verhindert in der Männer-Abfahrt eine deutsche Eintagsfliege den nächsten Vierfach-Sieg nach der WM 1987. Der 21-jährige Hansjörg Tauscher findet in der «Rattle Snake Alley» die Linie seines Lebens, er gewinnt völlig überraschend vor Peter Müller, Karl Alpiger, Dani Mahrer und William Besse. Tauscher gewinnt nie mehr ein wichtiges Rennen und steht danach auch nur einmal auf dem Weltcup-Podest.
Ralf Meile
Achtelfinal-Aus an der WM 2014
Eigentlich ist jede Niederlage der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft in der K.-o-Phase eines grossen Turniers eine Katastrophe. Aber als 2014 die Schweiz gegen Argentinien im WM-Achtelfinal so dramatisch scheiterte, blieb ich als 13-Jähriger bestimmt eine Stunde regungslos vor dem TV sitzen und schwor mir, nie mehr Fussball zu schauen. Es war ein fürchterliches Drama.
Bis heute ist neben dem Pfostentreffer von Blerim Dzemaili in der 120. Minute, als Sascha Ruefer bereits über das Tor jubelte, der klägliche Lupfer von Josip Drmic in die Arme von Goalie Sergio Romero, auf den er alleine zulief, in mein Gehirn eingebrannt. Ich habe mich noch immer nicht von diesem Schüsschen erholt und jedes Mal, wenn es zu einer ähnlichen Szene kommt, schiesst mir diese Erinnerung wieder in den Kopf.
Ich bin überzeugt, dass die Schweiz nach diesem Tor auch die Belgier im Viertelfinal besiegt hätte und wer weiss, was danach noch möglich gewesen wäre.
Timo Rizzi
Die Highlights des Spiels mit Drmics Lupfer ab 1:46.Video: SRF
Auch diese Szene hat sich im Schweizer Fussball-Gedächtnis eingebrannt.Video: YouTube/Bugsy Power Niederlage im WM-Final 2018
Es war noch bitterer als jetzt gegen die USA. Weil die Schweiz zweimal führte, weil sie in der Verlängerung eine Riesenchance durch Kevin Fiala hatte und weil sie auch im Penaltyschiessen einen Vorteil verspielte. Beinahe hätte es geklappt. Die Schweiz – Weltmeister! Aber auch sieben Jahre und zwei weitere Finals später, bleibt das nur ein Traum.
Niklas Helbling
Die Highlights des Finalspiels.Video: SRF
Wawrinka gegen Djokovic am Australian Open 2013
Weil sonst alle Federer-Fans waren, drückte ich viele Jahre lang vor allem Stan Wawrinka die Daumen. Was lange Zeit eine ziemlich undankbare Sache war. Trauriger Höhepunkt: Der Australian-Open-Achtelfinal gegen Novak Djokovic im Jahr 2013.
Als krasser Aussenseiter spielte Stan ab dem zweiten Satz fantastisches Tennis und zwang Djokovic in einen Entscheidungssatz – der mir das Sportherz brechen sollte. Zuerst vergab Stan einen Breakvorsprung, dann kostete ihm ein Fehler des Linienrichters beim Stand von 4:4 das wohl entscheidende Break. Und am Ende holte sich Djokovic das Spiel doch noch, 12:10 im Fünften, mit einem seiner wohl besten Punkte überhaupt zum Ende.
Das ganze traurige Spektakel verfolgte ich heimlich in der Schule am Handy – entsprechend mies war die Laune am Nachmittag. Was ich damals natürlich nicht wusste: Dass ein Jahr später die grosse Revanche folgen sollte.
Dario Bulleri
Ein absolutes Hammerspiel: «Stan the Man» gegen den «Djoker» im Jahr 2013.Video: SRF
Wieder kein grosses Turnier für die Schweiz
Während einer gefühlten Ewigkeit von 25 Jahren war die Fussball-Nati nie mehr an einem grossen Turnier vertreten. In der Qualifikation für die EM 1992 in Schweden aber spielt sie unter dem unverbrauchten Nationalcoach Uli Stielike gross auf. Im letzten Gruppenspiel gegen Rumänien in Bukarest hätte ein Punkt genügt, doch die Nati kann mit dem ungewohnten Druck nicht umgehen und verliert mit 0:1. Schottland fährt nach Schweden, und dem Schweizer Rekord-Nationalspieler Heinz Hermann bleibt der späte Karriere-Höhepunkt versagt. Drei Jahre später ist die Schweiz unter Roy Hodgson an der WM in den USA endlich wieder dabei. Und holt ausgerechnet gegen die Rumänen einen begeisternden 4:1-Sieg.
Peter Blunschi

Jubeln durften die andern – «Romania» schlägt «Elvetia» 1:0.Bild: KEYSTONE
Viertelfinal-Aus an der EM 2021
Meine ersten grauen Haare gehen wohl auf die K.o.-Phase der Euro 2020 zurück. Zuerst boxt die Schweiz in einem unfassbaren Spiel Weltmeister Frankreich aus dem Rennen, dann kämpft sie sich im Viertelfinal trotz unfairer Roter Karte gegen Freuler noch in die Verlängerung, nur um dann im Penaltyschiessen die Nerven zu verlieren. Dabei verschossen die Spanier zwei Elfmeter! Leg das Ding ins Netz und ab in den Halbfinal – aber es sollte mal wieder nicht sein.
Leo Helfenberger
Risi/Marvulli in der Bahn 2008 in Peking
Sie hätten eine Medaille gewinnen müssen, aber Franco Marvulli und Bruno Risi hatten Streit und Marvulli hat Risi sabotiert oder so. Jedenfalls war Marvulli weder vorher noch nachher je wieder dermassen schlecht.
Maurice Thiriet

«Marvulli brachte keine zehn Prozent Leistung», sagte Bruno Risi (l.) nach dem Rennen in Peking über seinen Mistreiter.Bild: KEYSTONE
Die «Luxemburgerli» wehren sich
Gut in Erinnerung ist bei mir das 1:2 gegen Luxemburg im Jahr 2008. Die Niederlage fiel in eine Zeit, als sich das Schweizer Selbstvertrauen im Fussball noch im Aufbau befand. Dementsprechend unbeholfen agierte Captain Gökhan Inler vor dem Spiel. Im «Blick» zeigte er sich, wie er eine Handvoll «Luxemburgerli» verspeist. Und dann das. Eine Blamage bis auf die Knochen – und schon kamen wieder Zweifel auf. Zum Glück verflogen die dann aber nach der geglückten Qualifikation für die WM in Südafrika wieder. Für einmal ist der Begriff «Heilsame Niederlage» angebracht.
Patrick Toggweiler
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Die besten Bilder der Eishockey-WM 2025
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Die besten Bilder der Eishockey-WM 2025
Nati-Goalie Leonardo Genoni mit Tränen in den Augen: Erneut verliert die Schweiz einen WM-Final.
quelle: keystone / salvatore di nolfi
So krass freuten sich die Dänen über den Eishockey-WM-Halbfinaleinzug
Video: watson
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Borussia Dortmund mit dem Schweizer Goalie Gregor Kobel hat an der Klub-WM in den USA einen grossen Schritt in Richtung Achtelfinals gemacht. Nach dem 0:0 im ersten Spiel gegen Fluminense siegte der Bundesligist gegen den südafrikanischen Serienmeister Mamelodi Sundowns 4:3.